Klima und Produktion

Gesamtgesellschaftliche Planung

Weltweit gingen am 20. 9. 2019 rund 1,4 Millionen Menschen für den Umwelt- und Klimaschutz auf die Straße. Am darauffolgenden Montag tagte die Klimakonferenz der Vereinten Nationen in New York. Am gleichen Tag stellte das "Klimakabinett" der Bundesregierung das "Klimapaket" vor.

"Das Klimapaket der Bundesregierung schadet den Menschen, nützt den Konzernen und nicht der Umwelt. Die Verteuerung von Benzin, Diesel, Heizöl und Erdgas trifft vor allem Arbeiter, Angestellte, Erwerbslose und Pendler. Eine warme Wohnung wird teurer. Die angeblichen Zugeständnisse sind Heuchelei: Die angekündigte Senkung der Strompreise wird vor allem den Konzernen zugutekommen, die Umweltzerstörer werden also noch belohnt. Die Erhöhung der Pendlerpauschale ist Augenwischerei (...) ", so Patrik Köbele, Vorsitzender der DKP.

Klima...

Die Mehrheit der Wissenschaftler, die sich mit den Gründen der Erderwärmung befassen, führen sie auf Menschenwerk zurück. Ursachenunabhängig ist es ein Fakt, dass die Durchschnittstemperatur der erdnahen Atmosphäre sich zügig erhöht und das Erreichen des Zieles, dies auf 1,5 Grad gegenüber der vorindustriellen Zeit zu begrenzen, praktisch nicht mehr möglich ist. Sind tatsächlich die menschlichen Aktivitäten dafür verantwortlich und nicht etwa Veränderungen auf der Sonnenoberfläche, wird sich das nicht abbremsen, sondern beschleunigen. Während in Deutschland heftig um das Abschalten der hiesigen 150 Kohlekraftwerke mit einer Kapazität von 45 Gigawatt gestritten wird, planen die 120 größten Energiekonzerne der Welt auf diesem Globus zurzeit den Bau von 1.400 neuen Kohlekraftwerken. Die Klimaverschiebungen werden nicht nur Länder wie den Iran oder Irak für große Menschenmengen so unbewohnbar machen wie es jetzt schon die Wüste Sahara ist. Schon zu unseren Lebzeiten könnten große Teile Spaniens Wüste sein. Das würde die dort jetzt noch Lebenden zwingen, ihr Dasein in anderen, grüneren Regionen zu fristen.

... und Produktion

Karl Marx hat in seinem bekanntesten Buch, dem "Kapital", den Satz formuliert die kapitalistische Produktion werde, wenn sie nicht überwunden würde, die "Springquellen allen Reichtums" untergraben, die "Erde und den Arbeiter".

Es wäre nicht schlecht, wenn es anders wäre. Dann könnten uns ein paar Reformen, Steueränderungen und individuelle Verhaltensweisen retten. Die Wahrheit aber ist: Es wird keine innerkapitalistische Lösung geben. Die 120 Energiekonzerne handeln innerhalb der kapitalistischen Logik folgerichtig.

Die Ökologiebewegung war (und ist) traditionell auch deshalb ein Hort individualistischer Politikansätze, weil in ihr bei Millionen Menschen der Gedanke verfangen hat, die Umwelt könne gerettet werden, wenn jeder für sich vegan esse, Fahrrad statt Auto fahre oder Bio-Lebensmittel einkaufe. Aber selbst die Alternativforderungen - beispielsweise nach Verbot von Inlandflügen oder mehr Anreizen für den öffentlichen statt den individuellen Personenverkehr - zielen auf die Konsumenten und ihr Verhalten.

Völlig jenseits der gegenwärtigen Diskussion liegt aber die Sphäre, die in den Mittelpunkt aller Debatten gehört, wenn wir einen grundlegenden Wechsel für eine andere Lebensweise erreichen wollen: Der Bereich der Produktion. Ihn nicht nur indirekt über steuerliche oder andere marktwirtschaftliche Hebel zu beeinflussen, sondern durch gemeinsame demokratische Planung zu bestimmen, was wir als Gemeinschaft wie produzieren - das wird auch für die Klimafrage mehr und mehr eine zentrale Forderung.

Um aber die Produktionsweise selbst in den Blick zu rücken, gehört in den Forderungskatalog auch das Beenden des Wahnsinns, dass für jeden Bundesbürger pro Jahr fünf Tonnen Güter exportiert und acht importiert werden - also die Umkehr der Globalisierung und die Erzwingung konsequent regionalisierter Wirtschaftskreisläufe auf der Basis kommunalen Eigentums und gesamtgesellschaftlicher Planung.