Gute Arbeit bei der Telekom?

Eine Mitarbeiterbefragung, die nachdenklich stimmt

Im Frühjahr dieses Jahres wandte sich die Gewerkschaft ver.di an die Mitarbeiter des Telekom-Konzerns mit einem Fragebogen zu ihren Eindrücken über ihre Arbeitssituation. Die Ergebnisse liegen nun vor. Im Juni wurden sie den Mitgliedern in einem Newsletter kommuniziert. Das Fazit ist ernüchternd. Die Arbeitsqualität liegt mit 52 von 100 Punkten nur knapp oberhalb der Marke für das Prädikat "schlechte Arbeit".

Nun ließe sich hinsichtlich der Objektivität dieses Urteils einiges einwenden. Die Studie wurde von einer Organisation mit klarer Erwartung an das Ergebnis durchgeführt. Tendenziell beteiligen sich an solchen Umfragen vorrangig unzufriedene Menschen. Branchenübergreifende Vergleiche sind nur bedingt aussagekräftig. Trotzdem bieten die Zahlen einige Anhaltspunkte, die nachdenklich stimmen sollten.

Dort, wo die Firma ihren Mitarbeitern etwas Positives bietet, wurde das durchaus wertschätzend dokumentiert, so zum Beispiel bei der Arbeitszeitlage. Auch beim Einkommen und den betrieblichen Sozialleistungen liegt der Telekom-Wert nahe an dem des DGB-Index für Deutschland, wobei hier die Messlatte recht niedrig ist.

Bemerkenswert erscheinen mir jene Faktoren, wo eine stark negative Abweichung auffällt, ohne dass sich dies aus Spezifika der Branche erklären ließe. Bei "Beschäftigungssicherheit / berufliche Zukunftsaussichten" beträgt das Verhältnis 32 zu 75. Während sich also die Beschäftigten anderer Firma unter den aktuellen wirtschaftlichen Bedingungen ihre Perspektiven optimistisch sehen, haben die Telekom-Mitarbeiter schlichtweg Angst um ihren Job. Angesichts des seit Jahren (sollte man sagen "seit Jahrzehnten"?) unvermindert anhaltenden Arbeitsplatzabbaus im Konzern verwundert das nicht wirklich.

Können Menschen mit einer solchen Stimmungslage Höchstleistungen vollbringen? Wohl eher nicht. Aber genau das wird von ihnen erwartet. Auch beim Faktor "Widersprüchliche Anforderungen und Arbeitsintensität" gibt es eine signifikante Abweichung nach unten. Ich persönlich hätte mir hier eine Aufsplittung gewünscht, denn es werden zwei durchaus unterschiedliche Aspekte zusammengefasst. Da allerdings an anderer Stelle mehrheitlich verneint wird, dass die Vorgesetzten unklare Anweisungen geben würden, geht es wohl tatsächlich um die wachsende Arbeitshetze.

Hier widerspiegelt sich ganz klar das Profitstreben des Konzerns. Die Arbeitsplätze werden abgebaut, auch wenn noch genügend Arbeit vorhanden ist. Die verbleibenden Kollegen müssen sich dann eben mehr anstrengen, selbstverständlich ohne dafür im selben Maße mehr Lohn zu bekommen. Wir halten dies für nicht tragbar. Wir fordern vom Management nachdrücklich, mit dieser Politik aufzuhören. Menschen sind keine Maschinen, die man "auf Verschleiß" fahren darf.

Leider ist damit zu rechnen, dass sich das Management um unsere Forderung nicht kümmert. Diese Leute werden sich nicht einmal der Mühe unterziehen, diesen Artikel zu lesen. Deshalb ist es Sache der Betroffenen, sich Gehör zu verschaffen, zum Beispiel in der Gewerkschaft. Der Druck wird nicht von selbst geringer werden. Dies vermag nur aktiver Widerstand und zwar nicht nur während der Tarifverhandlungen alle zwei Jahre.