DKP Reinheim
Volkshaus - Niedergang eines Reinheimer Wahrzeichens
Nachdem das Volkshaus 12 Jahre vor sich hin vergammelte, sieht es jetzt nach Abbruch aus. Eine Portion Traurigkeit ist normal - aber auch eine gehörige Wut auf all jene, die das zu verantworten haben.
Das Volkshaus im Teichweg steht inzwischen seit 12 Jahren leer. Nachdem das Gebäude jahrelang vor sich hin vergammelte, sieht es seit neuestem nach Abbruch aus. Was sich dort tut, ist kein Geheimnis. Nach dem Bauschild im Fenster findet ein "Umbau" statt, bei dem eine "Nutzungsänderung" von "Gaststätte und Bürgerhalle" zum "Wohnhaus" erfolgt. Was allerdings von dem bestehenden Gebäude übrig bleiben wird, ist derzeit eher ungewiss.
Noch 2008 hörte man auf Festreden zur damaligen 80-Jahr-Feier der Grundsteinlegung - mit Teilnahme einer Bundesjustizministerin - Festreden mit dem Tenor "Nicht weil das Volkshaus die Stadt Reinheim braucht, sondern weil Reinheim das Volkshaus braucht".
Schon in den 80er Jahren zeigte es sich, dass der 1927 gegründete Volkshausverein inzwischen überaltert war - als Lösung bot sich eine Fusion mit dem Sportverein SV 45 an, der dann 1998 das Volkshaus übernahm, zusätzlich auch knapp 60.000 DM, die der Volkshausverein angespart hatte. Vereinbart wurde bei der Fusion u.a. "Das vom Volkshausverein übernommene Grundvermögen darf bis zum Jahre 2045 nicht veräußert werden." 14 Jahre lang sah das nach einer guten Lösung aus - der SV 45 und die bisherigen Nutzer waren zufrieden damit.
Erst abserviert, dann Vertragsbruch
Aber 2012 reichte es der Stadt Reinheim dann nicht mehr für einen Betriebskostenzuschuss. Mit dem Segen der damaligen und heutigen Rathausmehrheit war damals klar: Reinheim braucht das Volkshaus doch nicht - und der Niedergang war vorprogrammiert. 2013 verkaufte der SV 45 in finanzieller Schieflage das Volkshaus - ein klarer Vertragsbruch.
Da der Volkshausverein inzwischen aufgelöst war, gab es niemanden mehr, der das hätte anfechten können. Nachdem der neue Eigentümer selbst wirtschaftliche Probleme bekam, wurde das Haus dann 2019 zwangsversteigert. Die DKP Reinheim beantragte damals den Ankauf des Gebäudes durch die Stadt Reinheim. Bei 8 Ja-Stimmen in der Abstimmung war klar, wie wenig Bedeutung die Volkshaustradition für die große Mehrheit der politischen Entscheider hat.
Arno Grieger schrieb schon damals "Es steht aber zu befürchten, dass hier ein weiteres Wahrzeichen, ein Stück Kulturgeschichte, Symbol der Arbeiter-Bewegung stirbt ... Eine Portion Traurigkeit ist normal - aber auch eine gehörige Wut auf all jene, die das zu verantworten haben."