Charles Chaplin auf einer Kundgebung in San Francisco

Die Standhaftigkeit, der Heldenmut und die Tapferkeit des Sowjetvolkes ließen die Menschen an den Sieg über den Faschismus glauben und die versklavten Nationen zum aktiven Kampf gegen die Besatzer übergehen. Die Völker der Welt bekundeten Mitgefühl um Achtung für den mutigen Kampf des Sowjetvolkes und wünschten ihm den Sieg. Der weltberühmte Schauspieler und Filmregisseur Charles Chaplin berichtete in seinem Buch "Mein Lebenslauf" über seinen Auftritt auf einer Kundgebung in San Francisco, die vom American Committee for Russian War Relief veranstaltet wurde:

"Der zehntausend Zuschauer fassende Saal war überfüllt. Auf dem Podium saßen amerikanische Admirale und Generale mit Bürgermeister Rossi an der Spitze. Alle Ansprachen waren sehr zurückhaltend und nebulos.

Der Bürgermeister sagte unter anderem:

"Wir müssen der Tatsache Rechnung tragen, daß die Russen unsere Verbündeten sind." Im weiteren versuchte er, auf jede nur mögliche Weise die Schwierigkeiten der Russen zu bagatellisieren, vermied es, ihren Heldenmut zu preisen, und erwähnte nicht einmal, daß sie einen Kampf auf Leben und Tod führten und dem Ansturm von 200 Hitlerdivisionen widerstanden.

"Unsere Verbündeten sind höchstens zufällige Bekannte." Mit diesen Worten könnte man die Haltung gegenüber den Russen charakterisieren, die ich an jenem Abend verspürte.

Ich erschien auf dem Podium. im Smoking und mit einer schwarzen Fliege. Man klatschte Beifall. Das ermöglichte es mir, meine Gedanken zu ordnen. Als der Lärm nachließ, sagte ich nur ein einziges Wort: "Genossen!", und der Saal brach in Gelächter aus. Ich wartete, bis das Lachen verstummte, und wiederholte mit Nachdruck:

"Ja, gerade das wollte ich sagen: Genossen!"

Wiederum Gelächter und Beifall. Ich fuhr fort:

"Ich hoffe, daß heute in diesem Saal viele Russen sind, ich weiß, wie Ihre Landsleute in diesem Augenblick kämpfen und sterben, und ich betrachte es als große Ehre, Sie als Genossen bezeichnen zu dürfen."

Stürmischer Beifall brach los, viele erhoben sich von ihren Plätzen.

"Ich bin kein Kommunist, aber ein Mensch, und ich weiß, was ein Mensch fühlt. Kommunisten unterscheiden sich nicht von den anderen. Büßen sie einen Arm oder ein Bein ein, tut es ihnen ebenso weh wie uns, sie leiden wie wir und sterben wie wir. Die Mutter eines Kommunisten ist eine Mutter wie andere auch. Erhält sie die tragische Nachricht, daß ihr Sohn nicht heimkehren wird, weint sie bitterlich, wie alle Mütter an ihrer Stelle weinen würden. Man braucht kein Kommunist zu sein um dies zu begreifen. Man braucht nur ein Mensch zu sein."

"Und jetzt tobt dieser Krieg," fuhr ich fort. "Und ich möchte über die Hilfe für die Russen in diesem Krieg sprechen."" Ich legte eine Pause ein und wiederholte: "Über die Hilfe für die Russen in Krieg. Man kann ihnen mit Geld helfen, aber sie brauchen mehr als Geld. Man sagte mir, daß die Verbündeten im Norden Irlands zwei Millionen Soldaten stehen haben, die an Langeweile leiden, während die Russen allein zweihundert Nazidivisionen gegenüberstehen." Es erhob sich ein unbeschreiblicher Lärm, der ganze sieben Minuten dauerte. Ich hatte laut ausgesprochen. was die Zuhörer selbst dachten und wollten. Sie ließen mich nicht mehr zu Wort kommen, klatschten Beifall, stampften mit den Füßen, schrien und warfen ihre Hüte in die Luft. Als sich das Publikum, schließlich beruhigt hatte, sagte ich:

"Wenn ich Sie richtig verstanden habe, wird sich niemand von Ihnen weigern, dem Präsidenten ein Telegramm zu schicken? Wollen wir hoffen, daß er morgen zehntausend Telegramme erhält, in denen die Eröffnung der zweiten Front gefordert wird!"

Befreiung, Alexej Antossjak, Verlag der Presseagentur Novosti, Moskau 1984