VG Darmstadt kippt Berufsverbot

GEW Hessen und Solidaritätskomitee gegen Berufsverbote fordern die überfällige Einstellung in Hessen

Darmstadt (gew). Seit 2005 verwehrt das Kultusministerium in Hessen dem Realschullehrer Michael Csaszkóczy die Einstellung in den hessischen Schuldienst. Der einzige Grund ist die Mitgliedschaft in der Antifaschistischen Initiative Heidelberg, die sich gegen Rechtsextremismus engagiert.

Das Verwaltungsgericht Darmstadt hat heute festgestellt, dass Michael Csaszkóczy zu Unrecht die Einstellung verweigert wird und hat deshalb die Ablehnungsbescheide des Landes Hessen aufgehoben. Das Gericht kritisierte unter anderem die unzureichende Entscheidungsgrundlage und die fehlende Einzelfallprüfung durch das Kultusministerium.

Zwar wurde das Ministerium nicht unmittelbar verpflichtet, Csaszkóczy einzustellen. Allerdings muss Csaszkóczys Antrag erneut und unter Beachtung der Rechtsauffassung des Gerichts geprüft werden. Die gegen seine Anstellung ins Feld geführten politischen Gründe dürfen jedoch keine Rolle mehr spielen. Der Bewerber dürfe nicht wegen seiner politischen Überzeugung beim Zugang zu öffentlichen Ämtern benachteiligt werden, so das Darmstädter Gericht.

"Das Berufsverbot verletzt das Grundrecht auf freie Meinungsäußerung, wie das Gericht heute betont hat. Eine Diskriminierung aufgrund der politischen Gesinnung ist unrechtmäßig. Damit hat das Verwaltungsericht Darmstadt ein wegweisendes Urteil gefällt", kommentiert Michael Csaszkóczy die Entscheidung des Gerichts.

"Als Lehrer an der Martin-Buber-Schule freue ich mich ganz besonders über das Urteil. Wir erwarten nun, dass das Kultusministerium die überfällige Konsequenz aus dem Urteil zieht und Michael Csaszkóczy in Kürze an unserer Schule den Dienst antreten kann", so der Personalrat der Martin-Buber-Schule in Heppenheim, Timo List. Mehrere Kolleginnen und Kollegen der Schule waren beim Prozess zugegen und freuten sich mit dem Kläger über den Erfolg.

"Die Verhandlung hat deutlich gezeigt, auf welch tönernen Füßen die vom Kultusministerium vorgetragenen Argumente stehen. Das Verwaltungsgericht hat heute ein klares Signal an das Kultusministerium gesandt, endlich Vernunft walten zu lassen und Michael Csaszkóczy in den Schuldienst zu übernehmen," bekräftigt Carmen Ludwig, stellvertretende Landesvorsitzende der GEW Hessen, die als Prozessbeobachterin vor Ort war. "Wir brauchen mehr Lehrer wie Michael Csaszkóczy, die sich in solch vorbildlicher Art und Weise gegen Rassismus und Rechtsextremismus engagieren."

Stefan Riedel erklärte für das Solidaritätskomitee gegen das Berufsverbot: "Wir fordern die Bundesländer Hessen und Baden-Württemberg auf, endlich von ihrem grundrechtswidrigen Versuch abzulassen, die Berufsverbotspraxis der 1970er Jahre wiederzubeleben. Es ist höchste Zeit, den Schaden zu begrenzen, den Demokratie und Meinungsfreiheit durch das Handeln der verantwortlichen Behörden genommen haben."

Carmen Ludwig für die GEW Hessen
Stefan Riedel für das Solidaritätskomitee gegen das Berufsverbot

Solidaritätskomitee gegen das Berufsverbot Postfach 103162 69021 Heidelberg

www.gegen-berufsverbote.de