Landesverdienstorden für Philipp Benz

Verdiente Auszeichnung

Unser Genosse Philipp Benz erhielt im Dezember den Verdienstorden des Landes Rheinland-Pfalz. Überreicht wurde der Orden vom Rheinland-pfälzischen Ministerpräsidenten Kurt Beck. Nachstehende Laudatio, im Wortlaut abgedruckt, sei nur durch Folgendes ergänzt: Philipp Benz ist seiner Weltanschauung trotz KPD-Verbot und Illegalität treu geblieben. Er gehört der DKP seid ihrer Gründung 1968 an. Wir freuen uns mit ihm über diese längst überfällige und daher um so verdientere Auszeichnung.

Philipp Benz wurde am 13. März 1912 in Arheilgen geboren. Nach dem Besuch der Volksschule beginnt er eine Maurerlehre, die er aber auf Geheiß seines Vormundes abbrechen muss, um eine Ausbildung zum Landesvermessungsgehilfen zu beginnen. 1929 entschließt er sich aber, seiner Neigung nachzugehen und den Besuch der Baugewerbeschule fortzusetzen. Diese Ausbildung schließt er 1932 als Hochbauingenieur ab.

Bereits 1926, also mit 14 Jahren, tritt er der SAJ (Sozialistische Arbeiter Jugend) bei und engagiert sich hei den Naturfreunden. 1931 wird er Mitglied im Kommunistischen Jugendverband (KJVD), der Roten Hilfe und der KPD. Ab 1932 übernimmt er auch Funktionen innerhalb dieser Organisationen und engagiert sich politisch gegen den aufkommenden Nationalsozialismus.

Wegen dieser Tätigkeiten wird er Anfang September 1933 verhaftet und mit sieben weiteren Genossen in das KZ Osthofen eingeliefert. Nach seiner Entlassung wird er arbeitslos. Ende März 1934 erneut verhaftet, wird er vom Oberlandesgericht Darmstadt wegen Vorbereitung zum Hochverrat angeklagt, aber mangels Beweisen freigesprochen. Um den ständigen Vorladungen durch die Gestapo zu entgehen, verlässt er nach seiner Freilassung Darmstadt. 1934 wird er als Arbeitsdienstler nach Nürnberg zum Reichsparteitag abkommandiert. 1935 arbeitet er als Katasterzeichner in Braunschweig, 1936/37 in einem Baubüro in Nürnberg. Erst 1945 kehrt er nach Arheilgen zurück. Hier lässt er sich als freischaffender Architekt nieder.

Nach 1945 engagiert er sich beim Wiederaufbau der KPD und zieht als ihr Mandatsträger in die Stadtverordnetenversammlung Darmstadt ein. Er wird Mitglied des Bauausschusses und übernimmt den Vorsitz des Sportausschusses. 1948 wirkt er bei der Zusammenführung der Arheilger Sportvereine zur Sportgemeinschaft Arheilgen mit. Dieser Sportgemeinschaft gehört er 20 Jahre als Mitglied an, für die Dauer von 10 Jahren übernimmt er den Vorsitz. Für diese Tätigkeit wird er 1973 mit der silbernen Verdienstplakette der Stadt Darmstadt geehrt. 1977 wird er zum Ehrenvorsitzenden der Sportgemeinschaft Arheilgen ernannt.

1949 gründet er die gemeinnützige Baugenossenschaft Arheilgen mit. Dabei wird er geleitet durch die drückende Wohnungsnot und dem Gedenken an die Prinzipien der Solidarität, des Genossenschaftswesens und der Selbsthilfe.

1972 gehört er zu den Gründern der Lagergemeinschaft Osthofen und steht seitdem als Zeitzeuge Schulklassen und anderen Gruppen bei Führungen zur Verfügung. Als einer der letzten noch lebenden ehemaligen Häftlinge des KZ Osthofen unterstützt er als Zeitzeuge den Förderverein Projekt Osthofen e.V. und die Landeszentrale für politische Bildung bei Führungen an der Gedenkstätte und an Schulen.

1976 verleiht ihm die Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes - Bund der Antifaschisten (VVN-BdA) die Widerstandsmedaille.

Ab 1980 ist er aktiv in der Friedensbewegung tätig und maßgeblich an der Entwicklung der Stadtführungen "Widerstand und Verfolgung in Darmstadt 1933-1945" beteiligt. Er wirkt im Projekt der Ev. Erwachsenenbildung "Zwangsarbeit in Südhessen" mit und publiziert in der "Zeitung für Darmstadt" Artikel zur Geschichte der Arbeiterbewegung. Unermüdlich erinnert er in Leserbriefen, Zeitungsartikeln und offenen Briefen an die Schicksale politisch Verfolgter im NS-Regime wie zum Beispiel an den Widerstandskämpfer Georg Fröba, der wie Benz selbst, zeitweise im KZ Osthofen eingesperrt war und 1944 in Frankfurt-Preungesheim hingerichtet wurde.

Philipp Benz wurde geprägt durch das Scheitern der Weimarer Republik, die Niederlage der Arbeiterparteien und den Schrecken der NS-Diktatur. Diese Erfahrungen mündeten nach 1945 in seinen Entschluss, sich historisch mit der Arbeiterbewegung und ihrem Scheitern kritisch auseinander zu setzen und daraus Lehren für die Zukunft zu ziehen. Die Weitergabe seiner Erfahrungen und die pädagogische Vermittlung des politischen Widerstandes war ihm nach 1945 ein wichtiges Anliegen.

Das heutige NS-Dokumentationszentrum Rheinland-Pfalz und die Gedenkstätte KZ Osthofen gründen - drückt man es in der Sprache eines Architekten aus - auf den Fundamenten, die von ehemaligen Häftlingen im Verbund mit anderen gesellschaftlichen Gruppen und deren politischem Engagement nach 1945 gelegt wurden.