Buchbesprechung
In den Fängen der legalen Mafia - Anklage des Neoliberalismus
Was tun gegen Profithaie?
Mit seinem neuen Buch begibt sich Friedrich Pospiech direkt in die aktuelle Politik, befasst er sich mit den gegenwärtig brennendsten Fragen der gesellschaftlichen Entwicklung. Hatte er in den Biographien über Julius Motteler, Eugen Schönhaar und Sohn Carlo sowie über Leben und Kampf von Paula und Hans Rueß, vor allem geschichtliche Erfahrungen aus der frühen Periode der deutschen Arbeiterbewegung oder aus dem antifaschistischen Widerstand vermittelt, geht es ihm nun unmittelbar um den Kampf gegen die Neoliberale Globalisierung. Der Autor präsentiert Alternativen zum in Politik, Wirtschaft und Gesellschaft vorherrschenden Neoliberalismus.
Bei der Lektüre wird rasch klar, was der diplomierte Volkswirt und ehemalige Lehrbeauftragte an der Universität Heidelberg unter "unserer legalen Mafia" versteht. Er meint damit die wirtschaftlich Mächtigen, die Bosse der Transnationalen Konzerne und die zahlreichen Wirtschaftsverbände. Und er meint das Heer von Politikern, Parlamentariern, Journalisten, Publizisten und so genannten Wissenschaftlern, die seit Jahrzehnten, natürlich im Namen von Freiheit, Menschenrechten und angeblichen Sachzwängen, für die tagtägliche Gehirnwäsche zur Fehlorientierung und Verdummung möglichst vieler Mitbürger sorgen. Deswegen heißt es ja gleich im Untertitel des Buches: "Was tun gegen Marktterroristen, Profithaie und deren Politschergen?"
Wie an einem roter Faden reihen sich in dem Buch die Argumente aneinander, dass es sehr wohl Alternativen zum Neoliberalismus gibt. Es geht dem Autor um den Vorrang der Politik vor den Wirtschaftsinteressen, um den Vorrang des Menschen vor dem Profit. Es geht ihm um eine klare Haltung zur Europäischen Union, um ein deutliches Nein zu verschwommenen Positionen, zu Illusionen, man könnte diese Europäische Union umwandeln und demokratisieren.
Pospiech geht es um die klare Ablehnung, um das Bekämpfen der Europäischen Union und zu diesem Zweck um die Veränderung der politischen Machtverhältnisse in Deutschland. Er plädiert für das Erkämpfen einer Antimonopolistischen Regierung im eigenen Land. Da beginne jeweils der Kampf für ein anderes Europa, für eine andere Welt.
Das Augenmerk des Autors gilt auch einer dringend nötigen neuen Weltwirtschaftsordnung, dem Abschaffen der jetzigen Welthandelsorganisation (WTO), der Weltbank und des Internationalen Währungsfonds, dieser Folterinstrumente der Internationalen Konzerne und ihrer Regierungen. Es geht ihm um die Überwindung des sogenannten Freihandels, mit dessen Hilfe die Mächtigen in immer stärkerem Maße die Welt ausplündern. Er plädiert nicht für ein Aus-, sondern für ein Umsteigen in der Weltwirtschaft, hin zu gleichberechtigten Verträgen bilateraler oder multilaterale Art, ähnlich wie das mit dem neuen "Handelsvertrag der Völker" zwischen Kuba, Venezuela und Bolivien in Angriff genommen wurde.
Pospiech legt ein alternatives 10-Punkte-Programm vor. Im Zweiten geht ist um nationales Selbstbestimmungsrecht. Im Dritten um ein Wort zu Conrad Schuhlers These, dass der deutsche Imperialismus nur noch eine "nationale Abteilung" des von den USA dominierten "globalen Kapitals" sei. Im nächsten Beitrag werden auf leicht verständliche Weise Arbeitskräfte und Mehrwert als Quelle von Zins und Profit behandelt. Um Konsequentes und Machbares geht es bei der Beurteilung der Schrift der Stuttgarter Gewerkschafter Bernd Riexinger und Werner Sauerborn "Gewerkschaften in der Globalisierungsfalle. Vorwärts zu den Wurzeln!". Danach werden ausführlich Betriebsverlagerungen ins Ausland sowie das neoliberale Gesellschaftsmodell und dessen Folgen behandelt.
Einige der Beiträge haben bereits internationales Interesse geweckt. So Pospiechs fiktives Gespräch mit Thomas Mann, basierend auf Originalzitaten seiner Rede aus dem Jahr 1943 unter dem Titel "Schicksal und Aufgabe"; es ist übersetzt wiedergegeben in der Kulturbeilage der tschechischen Tageszeitung "Haló Noviny".
Der Autor begleitet seine Beiträge mit jeweils passenden Zitaten aus Werken von Marx und Engels, Lenin und Rosa Luxemburg, Bert Brecht und Thomas Mann und Johann Wolfgang Goethe. Er nimmt auch Bezug auf seine persönlichen Gespräche mit dem Schweizer Sozialisten und Beauftragten der Vereinten Nationen für den Hunger in der Welt, Jean Ziegler. Dieser beurteilte schon das vorhergegangene Buch Pospiechs, "Konservativ-Rechtsextreme Komplizenschaft", als außerordentlich informativ und obendrein brillant geschrieben.
Pospiech legt Wert auf den Hinweis, dass dieses Buch hauptsächlich Vorschläge und Gedanken für die Überwindung der Herrschaft des Großkapitals und seiner Politiker durch eine antimonopolistische Umwälzung der gesellschaftlichen Machtverhältnisse enthält. Wie immer man zu einzelnen Argumenten des Autors stehen mag, sie regen auf jeden Fall zur Diskussion und auch zum Handeln an gegen die Profithaie und deren Büttel aller Art, gegen jene, die, den Neoliberalismus preisend, Massenentlassungen, Sozialabbau und die sonstigen sozialen Ungerechtigkeiten exekutieren. Kurz gesagt: eben um "unsere legale MAFIA".
Friedrich Pospiech, "In den Fängen unserer legalen MAFIA", ISBN 3-00-018047-8.
Esslingen 2006, 128 Seiten, 7,80 EUR.
Zu beziehen im Buchhandel oder bei F. Pospiech, Eugen-Bolz-Str. 15, 73732
Esslingen. Tel. 0711/373466, Fax 0711/3702993 oder eMail FriedPospiech@aol.com