40 Jahre DKP Darmstadt

1968: Sozialistischer Club, Gründung

In den 60er Jahren suchten mehr und mehr Menschen – nicht nur Studenten – eine Politik links von der SPD. 1961 hatte die SPD den Sozialistischen Deutschen Studentenbund (SDS) mit einem Unvereinbarkeitsbeschluss vor die Tür gesetzt, 1966 bildeten CDU und SPD eine Große Koalition und drückten – gegen breiten Widerstand in der Bevölkerung – die Notstandsgesetze durch. Es bildete sich die „Außerparlamentarische Opposition“, in Darmstadt entstand der „Sozialistische Club“.

Die BRD stand mit dem KPD-Verbot auf gleicher Stufe mit den faschistischen Diktaturen Portugal und Spanien (ab 1967 auch Griechenland), in denen die kommunistischen Parteien ebenfalls verboten waren. Als in der großen Koalition eine neue Ostpolitik vorbereitet wurde, stieß der Außenminister Willy Brandt (SPD) auf ein unvermutetes Hindernis: In Moskau wollte man nicht so gern mit einem Staat intimer werden, in dem die KP illegalisiert war. 1967 wurde in der BRD ein »Initiativausschuß für die Wiederzulassung der KPD« aktiv. Namhafte Rechtsgelehrte, darunter der Politologe Wolfgang Abendroth aus Marburg, brachten Argumente gegen eine ewige Dauer des Verbotsurteils von 1956 vor.

Noch im Januar 1968 wurden die Genossen Max Schäfer und Franz Ahrens bei einer Pressekonferenz der KPD in Frankfurt zum Parteiprogramm verhaftet. Einige Monate später verteilten die Genossen Werner Krone, Reinhold Bock und Helmut Büdinger den KPD-Programmentwurf am Hauptbahnhof in Darmstadt, diesmal schritt die Polizei nicht ein. Am 4.7.1968 signalisierte Justizminister Gustav Heinemann (SPD) die Möglichkeit der Zulassung der kommunistischen Partei unter einem neuen Namen. Am 26.9.1968 wurde daraufhin die »Deutsche Kommunistische Partei (DKP)« konstituiert.

Die SPD machte aber schnell klar, dass sie die „staatstragende“ Partei war. Der SPD-Parteirat beschloss am 14.11.1970: Aktionseinheit (von SPD und DKP) verboten. Unter Bundeskanzler Willy Brandt („mehr Demokratie wagen“) wurde am 28.1.1972 der „Radikalenerlass“ eingeführt, der Bespitzelungen und Berufsverbote gegen Linke in großem Umfang zur Folge hatte. Die DKP Darmstadt wurde im September 1969 gegründet, es gab Versammlungen in Pfungstadt, Griesheim und Darmstadt. Seit der Gründung gab es Aktivitäten auf vielen Feldern:

  • Antifa: Mitarbeit in einem Bündnis Bündnis mit 7 Organisationen (ADF, DGB-Jugend, DKP, Ev. Stud.-Gemeinde, ESG, Republikanischer Club – RC, SHB, SDAJ, VVN) in Darmstadt gegen die NPD, Gedenkveranstaltung auf dem Ehrenfriedhof für sowjetische Gefangene in Klein-Zimmern (25. Jahrestag der Befreiung vom Faschismus), Mitarbeit im Antifa-Arbeitskreis des Stadtjugendrings
  • Wirtschaft und Soziales: Aktionen vor Darmstädter Betrieben (Merck, Schenck, Röhm & Haas), der erste Kreisvorsitzende der DKP Darmstadt Peter Knopf erhielt die meisten Stimmen bei der Betriebsratswahl bei Merck, Unterstützung des Druckerstreiks 1984, Solidarität mit Stahlarbeitern in Siegen
  • Umwelt: HCH-Aktionen gegen Merck, die legendäre Demo mit der Kuh in Darmstadt, Kongress in der THD – „Gesundheitsgefährdung durch chemische Gifte“ des BBU, Kampf gegen die Startbahn West, Protest gegen die Ostautobahn
  • Frieden: zentrale Demo „beendet das Wettrüsten“ Wiesbaden 1978, Tag der offenen Tür bei der Bundeswehr
  • Kultur: Darmstädter Zelttage im Juli 1978 mit 3.000 Besuchern
  • Internationale Solidarität: DKP-Delegation überreichte den vietnamesischen Genossen Darmstädter Traditionsfahne der KPD von vor 1933.

In Reinheim und Erzhausen gelang es den Kommunisten der Einzug in die Kommunalparlamente, was nur durch ständige Arbeit an der Basis, Mitarbeit in Vereinen, Aufgreifen der kleinen und großen Probleme der Menschen möglich war.

Nicht alles lief nach Wunsch. Die DKP erhielt zwar finanzielle Unterstützung aus der DDR, aber mit Geld kann man nicht alles kaufen, wenn man zu den „Schmuddelkindern“ gehört:

  • Schreiben des Darmstädter Echo vom 20.12.1968. „Sehr geehrter Herr Knopf, die uns unter dem 20.12.2008 eingesandte Anzeige haben wir dankend erhalten, müssen Ihnen jedoch mitteilen, daß wir Anzeigen der DKP in unserer Zeitung nicht veröffentlichen“.
  • Schreiben der HEAG vom 8.12.1969: „Sehr geehrter Herr Krone! Wir teilen Ihnen mit, dass wir für eine öffentliche Versammlung einer politischen Partei unseren Bühnensaal aus prinzipiellen Gründen nicht vermieten können“.
  • Schreiben des Darmstädter Echo vom 5.6.1973. „Sehr geehrter Herr Knopf, wir werden auch weiterhin in unseren Titeln Anzeigen Ihrer Partei nicht veröffentlichen“.

Hingegen gab es Unterstützung aus Darmstadts Partnerstadt Alkmaar – in anderen Ländern ging man entkrampfter mit Kommunisten um.


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